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Die Geschichte der Burg

Obwohl wir diesen Ort als Burg Petschwar kennen, ist diese Bezeichnung irreführend, weil dieser Gebäudekomplex in militärischem Sinne nie eine Burg war. Er hatte zwar Gemäuer, Basteien, die aber die Funktion hatten, die dort Lebenden gegen eventuelle Raubüberfälle zu schützen. Sie waren nicht dazu fähig, bedeutende Belagerungen zu stoppen, dazu ist es jedoch auch während ihres Bestehens überhaupt nicht gekommen. Es handelt sich um ein einstiges Mönchkloster, welches befestigt wurde. Gestiftet hat es im Jahre 998 König Stephan der Heilige nach der Niederwerfung von Koppány. Die Stiftung verlief folgendermaßen: das hier bereits stehende Steingebäude, welches das fürstliche Herrenhaus von Geisa war, schenkte König Stephan Astrik, um hier ein Heim für Benediktinermönche zu errichten. Das Mönchskloster in Petschwar war das zweite Ordenshaus der Benediktiner in Ungarn. Das erste, das in Martinsberg, stiftete noch Fürst Geisa im Jahre 996. Das Ziel der Klosterstiftung konnte hier, an der südlichen Grenze zweifach gewesen sein: die primäre Aufgabe der Klosterbrüder war die Verbreitung des christlichen Glaubens, die Bekehrung der heidnischen Bewohner der Umgebung. Nicht zu vergessen ist jedoch auch, dass der Benediktinerorden eine arbeitende Ordensgemeinschaft ist – dies verrät auch sein wohl bekannter Spruch: „Ora et labora“, das heißt „Bete und arbeite!“. Auf den Feldern der Ordenshäuser in West-Europa entwickelten die Mönche eine im Verhältnis zum Niveau jener Zeit moderne Landwirtschaftskultur. Die Einbürgerung derer in Ungarn muss auch ein Ziel dessen gewesen sein, dass sowohl Geisa, als auch Stephan die Benediktiner in unser Land gerufen hat. Der König versorgte das Kloster reichlich mit weltlichen Gütern. Laut der auf das Jahr 1015 datierten (im Vatikan aufbewahrten) Urkunde machten das Besitztum der Abtei 41 Dörfer mit 1136 Einwohnern aus. Die Urkunde zählt die Mitglieder der Fachmännertruppe, die dem Kloster dienten, auf, sowie auch die weiteren Gaben (z.B. Kelche), sowie auch, was für Strafe derjenige verdiente, der sich traute, das Leben des Klosters zu stören.   

Das Kloster erweiterte, verschönerte sich also seit den Anfängen permanent. Das ursprüngliche Gebäude bekam nach dem Brand im Jahre 1157 ein Oberdeck, auf der nördlichen Seite wurde der Eingang mit der Bastei erbaut – ein Segment derer ist heute noch vor dem Eingang, mit Wolfsgrube, Zugbrücke zu sehen.

Später, im 13. Jahrhundert wurde eine große, gotische Kirche erbaut, und an der südlichen Seite derer im 14. Jahrhundert das „Klosterviereck“, also der nach den Benediktinertraditionen errichtete viereckige Hof, drum herum der Kreuzganz, und die davon ausgehenden Räumlichkeiten, die verschiedenen Zwecken dienten, so zum Beispiel das Domkapitel, der gemeinsame Speisesaal (das Refektorium), etc. – so, wie dies an den Plätzen, die ein glücklicheres Schicksal erleben durften, beispielsweise in Martinsberg, noch zu sehen ist. Am westlichen Ende des ursprünglichen Gebäudes wurde ein Wohnturm angebaut, der Gebäudekomplex wurde mit einer Mauer umgeben, welche Basteien gegliedert haben. Als ein von Stephan dem Heiligen gegründetes Mönchskloster hatte das von Petschwar in der Arpadenzeit richtigen Rang. Sowohl König Stephan, als auch seine Nachkommen waren damals ganz gewiss im Kloster gewesen, die meisten bereicherten es auch mit kleineren-größeren Gaben.  Auch Gerhart der Heilige war hier, den gerade der Abt von Petschwar und der Bischof von Fünfkirchen davon überzeugt haben, statt seine Pilgerfahrt ins Gelobte Land lieber an der Bekehrung der Ungarn zu arbeiten. Etwas später lebte innerhalb dieser Mauern für längere Zeit Bela der Blinde (1125-1128), der erblindete Sohn des um den Thron vergeblich kämpfenden Fürsten Álmos. Bela der II. bereicherte als König (1131-1142) aus Dankbarkeit das Kloster mit Gaben. Das Mönchskloster von Petschwar war als Abtei von der Ära Stephans des Heiligen an ganz bis zur Türkenzeit ein bedeutender Ort. Nach der Beendung der Glaubensbekehrung fungierte er als Beglaubigungsstelle (1254-1526), das heißt, dass hier die diversen Rechtsangelegenheiten, Vereinbarungen in Bezug auf Käufe von Gütern schriftlich festgelegt wurden. Heute werden diese Tätigkeiten vom Notar ausgeübt. Zu jener Zeit konnte nur eine solche Institution als Beglaubigungsstelle fungieren, denen sowohl Behörden, als auch Privatkunden vertrauten. Der jeweilige Abt von Petschwar war eine bedeutende staatliche Hoheit. Mehrere von den Äbten erhielten sogar eine päpstliche Betrauung.

Dem Leben des Klosters setzte die Eroberung der Türken ein Ende. 1539, nach dem Krieg bei Mohatsch (1526) flüchteten die Mönche aus Petschwar. Die damalige Heeresleitung hielt den hinterlassenen Gebäudekomplex – obwohl er über Mauern verfügte – als gegen die Türken nicht zu verteidigen, darum haben die Soldaten das Gebäude und die Mauern beschädigt, damit die Türken sie nicht benutzen können, und zogen sich zurück. Die Türken eroberten Petschwar erst Jahre später, 1543. Um das ruinierte Kloster kümmerten sie sich nicht, sie renovierten es nicht, und haben darin nichts erbaut. Der Bestand der beschädigten Gebäude verschlechterte sich während der langjährigen Besetzung noch weiter.

Nach dem Abzug der Türken (1686) kehrten die Benediktinermönche nicht mehr in ihr Kloster nach Petschwar zurück. Die entvölkerten Güter der Abtei wurden im 18. Jahrhundert mit Deutschen bevölkert. Die das Kloster umgebenden Mauern wurden erbaut, und in der nordwestlichen Ecke hat man für die Gutsverwalter zwei erdgeschossige Gebäude errichtet. Zu jener Zeit wurde das große Tor geöffnet, welches heute als Eingang des Hotels dient (das darauf stehende Datum: 1729). Die Kapelle aus dem 10-11. Jahrhundert, das Erdgeschoß des Palastes und die südöstliche Bastei blieben im Großen und Ganzen unbeschädigt. Die anderen Gebäude hat man nicht wieder hergestellt, sondern weggerissen, deren Steine wurden an anderweitigen Bauten wieder verwendet. Das mit Mauer umgebene Gebiet wurde als Wirtschaftshof genutzt.

Eine Abtei gab es zwar nicht mehr, doch den Titel „Abt von Petschwar“ hat man – zusammen mit den Einkünften des Guts – regelmäßig vergeben. Der letzte, diesen Titel tragende Abt war Graf Hugo Franz Karl von Eltz-Kempenich, erzbischöflicher Vikar von Mainz (1739-1779). Mit seinem Namen ist das Erbauen der Pfarrkirche über der Burg zu verbinden, was er überwiegend aus den Einkünften des Guts finanziert hat. Maria Theresia war nach seinem Tode der Meinung, dass das Gut der einstigen Abtei zu wertvoll dazu sei, dass seine Einkünfte unkontrolliert verfließen, sie brachte ein gemeinnütziges Stiftungsgut zustande, und erklärte es als Zielvermögen: seine Aufgabe wurde die Trägerschaft der Universität von Ofen. Das Zentrum der gemeinnützigen Stiftung wurde in der Burg eingerichtet.

Das Gutszentrum der gemeinnützigen Stiftung, also die Burg, ist im Jahre 1945 das Zentrum der staatlichen Forstwirtschaft geworden – dieses ist bis 1969 innerhalb dieser Mauern geblieben.

Die archäologischen Untersuchungen auf dem Gebiete des Mönchsklosters begannen im Jahre 1957 und dauerten bis 1987. Während dieser wurden die Grundgemäuer der in der Türkenzeit gestürzten Gebäude freigelegt und sichtbar gemacht, das Gebäude mit der Kapelle aus dem 10. Jahrhundert wurde restauriert, die Gesteinssammlung wurde zustande gebracht, und die noch erhalten gebliebenen Teile des Klosters hat man für Besucher geöffnet.

Ende der 1980er Jahre wurde an der Stelle der einstigen Büros das Restaurant, und darüber, in der Dachkammer das Hotel eingerichtet. In dieser Form wurde es 1988 in feierlichem Rahmen den Besuchern übergeben.

Mit dieser Investition gestaltete sich jene Struktur, die ganz bis zur jetzt laufenden Renovierung praktisch unverändert geblieben ist, nur der Bestand des Gebäudekomplexes ist immer schlechter geworden.

(nach dem Text von Iván Novotny)

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